Programm 2024
Kurgarten, Rainerstraße
Eintritt frei, keine Platzreservierung nötig (außer für Twinni).
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Festzentrum | Freitag, 24. Mai 2024 Mit Matthias Gruber, Twinni, Sophia Lunra Schnack, Gudrun Seidenauer und Blissis
Das Literaturfest Salzburg nutzt Bühnen in der ganzen Stadt – seit 2022 gibt es auch eine eigene Literaturfest-Bühne, den Literaturwürfel im Festzentrum im Kurgarten.
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15:00 – Matthias Gruber liest aus Die Einsamkeit der ersten ihrer Art
Musik: Blissis
Sie ist vierzehn und wäre gerne wie andere Mädchen, vor allem schön. Doch Arielle hat kaum Haare am Kopf, mit ihren Zähnen stimmt was nicht, und obwohl Sommer ist, kann sie nicht schwitzen. Die Nachmittage verbringt sie mit ihrem Vater in den Wohnungen von Verstorbenen, um diese auszuräumen und das Brauchbare vom Müll zu trennen. Während er am Abend weggeworfene Festplatten nach Kryptogeld durchsucht, wühlt sie sich auf alten Handys durch fremde Existenzen – bis sie eines Tages auf Pauline stößt und die Fotos, die sie auf dem Telefon des unbekannten Mädchens findet, ins Internet hochlädt. Die Herzen fliegen ihr zu, auch das von Erich. Aber während ihr bald alles zu viel wird, findet ihre psychisch labile Mutter Gefallen an der ungewohnten Aufmerksamkeit und will den Kanal nutzen, um ihre ganz eigenen Träume zu verwirklichen.
> Matthias Gruber liest auch am Donnerstag. <
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16:00 – Twinni – Texte zum Teilen
genauere Informationen zu den Twinni-Terminen gibt es hier (für Freitag) und hier (für Samstag).
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17:00 – Sophia Lunra Schnack liest aus feuchtes holz
Musik: Blissis
Du bist zurück am Ort deiner Kindheit. Dein erstes Laufen um den See wird zum Einlaufen in frühere Gerüche, in Gefühle von Geborgenheit, abseits von Tempo. Du bist wieder hier, stehst auf der Brücke am Ende des Sees. Das feuchte Holz trägt seinen Geruch zu dir und mit ihm die Bilder deines nicht mehr existierenden Familienhauses. Es riecht nach morschen Brettern, der regennassen Veranda, den Badeanzügen der Großmutter, dem Wetterfleck des Großvaters … Das Gehen zu früheren und gegenwärtigen Orten rund um das ehemalige Haus verschafft dir Zutritt zu vergangenen Stimmen, Silhouetten, Berührungen – aber auch zum Verstehen. Denn du begreifst, wie nie aufgearbeitete Kriegstraumata der Familie in deinem Körper, deinen Emotionen und Denkmustern weiterwirken. Sophia Lunra Schnacks Debütroman bewegt sich in einem zeitlosen Raum, in dem die Grenzen zwischen Erinnerung und Zukunft, Vergangenheit und ihrer gefürchteten Wiederkehr durchlässig werden. Fast märchenhaft mutet die Landschaft an, vor der rückblickend Kriegs realitäten von Großvater und Urgroßvater erzählt werden. Der Übergang geschieht unbemerkt, elegant, harmonisch, genauso wie literarische Schranken und Genre-Grenzen sich verschieben: Prosa verwandelt sich in leichtfüßige Strophen und Verse erzählen ihre Geschichten. In der Auflösung erst entsteht der Zusammenhalt.
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18:00 – Gudrun Seidenauer liest aus Libellen im Winter
Musik: Blissis
Was die drei Frauen zusammenführt und zu Freundinnen fürs Leben macht, sind Männer, der Krieg und ein Toter. Auf einem Feld unweit von Wien wird die Leiche eines amerikanischen Soldaten gefunden. Grete, die als Dolmetscherin für die US-Behörden arbeitet, findet Haare in der Hand des Getöteten, die sie bald auf die Spur von Vera bringen: Diese hat sich inzwischen nach Wien abgesetzt, wo sie Mali kennenlernt, die sie bei sich aufnimmt. Mali wiederum hat sich mit ihrem Sohn Robert vor der Roten Armee zu ihrer Tante in die Stadt geflüchtet. Davongelaufen ist sie auch vor dem Vater des Kindes, der Liebe ihres Lebens, den sie Robert verschweigt, auch dann noch, als er eines Tages vor ihrer Tür steht. Nur mit Vera und Grete teilt Mali ihr Geheimnis. Denn auch die Freundinnen haben welche.Libellen im Winter ist ein Roman über Freundschaft und Aufrichtigkeit, über das Beharren auf Selbstbestimmung und den Willen, sich treu zu bleiben, der Frauen dazu zwingt, sich außerhalb der Normen einzurichten. Damals wie heute.
> Gudrun Seidenauer ist auch Teil von Twinnie am Freitag. <
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> Das Programm im Festzentrum am Donnerstag und Samstag. <
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Die Bücher der beteiligten Autor*innen können Sie in der Rupertus Buchhandlung abholen oder kostenlos nach Hause liefern lassen:
Matthias Gruber – Die Einsamkeit der ersten ihrer Art
Sophia Lunra Schnack – feuchtes holz
Gudrun Seidenauer – Libellen im Winter
Kurgarten, Rainerstraße
Eintritt frei, Reservierung erforderlich.
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Twinni | Freitag Texte zum Teilen
Völlig zu Unrecht geraten vor allem weibliche literarische Stimmen immer wieder in Vergessenheit. Twinni – Texte zum Teilen lädt dazu ein, Autorinnen wiederzuentdecken oder neu kennenzulernen. Vier Autorinnen stellen jeweils eine von ihnen geschätzte Autorin vor, ausgewählte Textstellen können gemeinsam gelesen und besprochen werden – in Kleingruppen in der gemütlichen Picknick-Atmosphäre rund um das Festzentrum im Kurgarten.
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Birgit Birnbacher über Marie Jahoda
Mariann Bühler über Lore Berger
Yael Inokai über Adelheid Duvanel
Gudrun Seidenauer über Meta Merz
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Treffpunkt: Festzentrum, Kurgarten
Dauer: ca. 1h (2 zufällige Begegnungen à 30 Min.)
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> Twinni findet auch am Samstag statt (ohne Gudrun Seidenauer). <
> Yael Inokai liest auch bei der Langen Lesenacht. <
> Gudrun Seidenauer liest auch am Freitag. <
In Kooperation mit
Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen (JBZ), Robert-Jungk-Platz, am Robert-Jungk-Platz, Strubergasse
Eintritt frei, Reservierung notwendig.
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Unveränderbare Welt? Impuls und Diskussion mit Alexandra Schauer
Über den Verlust gesellschaftlicher Gestaltungsphantasien.
Gesellschaft ist gestaltbar. Darüber, wie diese in Zukunft aussehen soll, kann und muss gestritten werden. Dieses Selbstverständnis moderner Öffentlichkeit wird zunehmend in Frage gestellt. Überschattet von zukünftigen Risiken wird bereits die Gegenwart als unkontrollierbar erlebt. Eine Politik der Alternativlosigkeit, die sich reaktiv an vermeintliche Notwendigkeiten und Sachzwänge anpasst, ist eine der Folgen.
In ihrem Buch Mensch ohne Welt rekonstruiert Alexandra Schauer, wie es zu diesem Verlust politischer Gestaltungsphantasien kam. Ausgehend von der Entdeckung der Gestaltbarkeit im 18. Jahrhundert erzählt sie, wie sich die Zeiterfahrung, die Öffentlichkeit und das städtische Zusammenleben verändert haben. Was aber bedeutet es für uns als vergesellschaftete Individuen, was für die gesellschaftliche Entwicklung, wenn die Verhältnisse, in denen wir leben, als unveränderbar wahrgenommen werden?
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Die Bücher der beteiligten Autor*innen können Sie in der Rupertus Buchhandlung abholen oder kostenlos nach Hause liefern lassen:
Alexandra Schauer – Mensch ohne Welt
In Kooperation mit
Galerie M.Ferner, Bergstraße
Eintritt: €20/15, begrenztes Platzangebot, Reservierung erbeten.
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Galeriedialoge mit Frieda Paris, Alexandru Bulucz und Benjamin Lageder
Was darf ein Gedicht, darf es alles? Das zeigt uns Frieda Paris in ihrem Debüt Nachwasser: Wir steigen tief in den Schaffensprozess ein, wo Wörter verstorbener Autorinnen und Einflüsterungen eines Vogels zueinander finden. Auch in Stundenholz, dem neuen Gedichtband des Deutschlandfunk-Preisträgers Alexandru Bulucz, werden individuelle Erfahrungen und Lektüren mit Eindrücken aus dem kollektiven Gedächtnis zu Erzählgedichten und Kurzessays verwoben.
Begleitet von den experimentellen Klängen Benjamin Lageders treten hier zwei Schreibende in den Dialog miteinander, mit dem Publikum und dem Schreibprozess an sich.
> Frieda Paris liest auch am Donnerstag. <
> Alexandru Bulucz liest auch am Samstag. <
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Die Bücher der beteiligten Autor*innen können Sie in der Rupertus Buchhandlung abholen oder kostenlos nach Hause liefern lassen:
Frieda Paris – Nachwasser
Alexandru Bulucz – Stundenholz